2009 soll erster Spatenstich für das Deutsche Sportdenkmal Grünau sein
Nach 20-jähriger Vorbereitungszeit nimmt das Projekt Deutsches Sportdenkmal in Berlin-Grünau jetzt konkrete Formen an.

29.02.2008

Spätestens im kommenden Jahr soll an der Regattastrecke am Langen See der erste Spatenstich für das Monument der Einheit des Sports erfolgen. „Maximal 400.000 Euro werden für Materialien, Baukosten und Erdaushub benötigt“, erklärte der SPD-Kommunalpolitiker Matthias Schmidt, sportpolitischer Sprecher in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick. „Wir wollen keine historische Rekonstruktion, sondern ein modernes Erinnerungs-Ensemble schaffen.“
DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper begrüßt die örtliche Initiative und hat bereits Mitte Dezember 2007 in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Dr. Peter Danckert (SPD), die Unterstützung der Sport-Dachorganisation zugesagt. Schirmherr der örtlichen Aktion war der damalige DSB-Präsident Manfred von Richthofen, darüber hinaus hatte der DSB mehrfach die Erstellung eines Denkmals gefordert. Auch der Landessportbund Berlin befürwortet die Initiative. „Der DOSB wird das deutsche Sportdenkmal wegen unserer klammen Haushaltslage nicht finanziell unterstützen können“, erklärte Dr. Vesper im Deutschlandfunk. „Das ist auch gar nicht von den Initiatoren gefragt. Sie wollen eine sportpolitische Absicherung, und sie wollen unsere Kraft mit nutzen, Sponsoren anzusprechen. Und das stellen wir sehr gern zur Verfügung.“
Historischer Rückblick
Am 19. Juni 1897 war die Grundsteinlegung für das ehemalige Sportdenkmal am Ufer der Dahme zelebriert worden. Ein Jahr später wurde das Monument im Beisein der kaiserlichen Familie feierlich eingeweiht. Der Koloss aus Naturstein stand als weithin sichtbare Landmarke am 1.000-Meter-Punkt der weltbekannten Regattastrecke. Das Gebilde war dem Hohenzollern-Erbkaiser Wilhelm I. gewidmet und galt als Monument der Reichsgründung 1871 und des bürgerlichen Sports. 1973, kurz vor den Weltfestspielen im damaligen Ost-Berlin, hatte die SED-Parteiführung angeordnet, das Denkmal abzureißen, weil der Einheitsgedanke nicht im Sinne der kommunistischen Machthaber war.
Seit 1989 versuchen Bürger, auf diesem historischen Boden ein neues Erinnerungselement zu errichten. „Es soll der Dynamik und der Vielfalt des deutschen Sports, die es heute gibt, Ausdruck verleihen“, beschreibt Matthias Schmidt den Ansatz. Der Entwurf für ein 13 Meter hohes modernes Monument mit sechs unterschiedlichen Objekten wurde von der Berliner Kommunikationsdesignerin Jana Dörfelt (Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin) erstellt. Mittig über den Säulen soll eine Kugel aus mattiertem Edelstahl liegen. Alle Elemente sollen sich „zur abstrahierten Grundform des ehemaligen Sportdenkmals zusammen fügen“, heißt es in einem Konzeptpapier. Klar gesagt: Das neue Denkmal soll die wiedergewonnene Sporteinheit Deutschlands symbolisieren.
Der Förderverein Sportdenkmal Berlin-Grünau und Kommunalpolitiker Schmidt, der sich seit Monaten für eine konkrete Umsetzung engagiert, meinen: „Jetzt werden wir mit Volldampf vorangehen, allerdings wollen wir das Projekt mit Augenmaß betreiben. Unser Ziel ist es, dass spätestens 2009 der erste Spatenstich für das Denkmal stattfindet. Dann haben wir 20 Jahre Wiedervereinigung, und zugleich feiern wir 800 Jahre Köpenick.“
Erinnerungskultur des Sports
Wichtig wären jetzt Kostenübernahmen – beim relativ geringen Gesamtvolumen für die Herrichtung dürfte die Realisierung nunmehr realistisch sein und nicht mehr länger auf die lange Bank geschoben werden: Das Land Berlin soll sich an der Finanzierung beteiligen, ebenso der Bund: Gedacht ist an eine Zuwendung aus dem Sonderfonds des Bundesverkehrsministeriums „Soziale Stadt“. Alternativ käme auch eine außerplanmäßige Ausgabe aus dem Sportförderetat des Bundesinnenministeriums in Frage, zumindest eine Etatisierung für 2009. Neben Sponsorenleistungen, die eingeworben werden sollen, sind schon jetzt Sportverbände und –vereine aufgerufen, Plaketten zu erwerben, die an das Denkmal genietet werden sollen.
Das Sportdenkmal Berlin-Grünau soll aber auch die Erinnerungskultur des Sports beflügeln. Deshalb ist daran gedacht, mit Schautafeln die lokale Geschichte aufzuzeigen, aber auch Wegmarken des Sports im letzten Jahrhundert und Erläuterungen über den Vollzug der deutschen Sporteinheit zu geben. Das Projekt ist jetzt auf einem guten Weg, zumal die Berliner Landespolitik aus ihren Fehlern der jüngsten Vergangenheit lernen will: Der Turnplatz Hasenheide, ein Monument der Sportgeschichte im Stadtbezirk Neukölln, ist abgeräumt worden, nachdem in den letzten Jahren das historische Ensemble regelrecht verkommen war.