20 Jahre Trägerverein Kienbaum
Zum 20. Jahrestag der Gründung des Trägervereins ist das Bundesleistungszentrum Kienbaum als „Erfolgsmodell des deutschen Sports“ gefeiert worden.

22.06.2011

1991 war der Verein unter dem Vorsitz des damaligen DSB-Präsidenten Hans Hansen ins Leben gerufen worden – zu einer Zeit, als der Erhalt der zu Vorwendezeiten geheimnisumwitterten „Kaderschmiede des DDR-Sportwunders“ hoch gefährdet war. Heute ist die 60 Hektar große Anlage als Vorbereitungsquartier deutscher Sportasse auf internationale Höhepunkte nicht mehr wegzudenken.
DOSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen, der auch Ehrenpräsident des Trägervereins ist, sagte, man feiere „nicht nur die komplizierte Wiedererrichtung des bedeutenden Leistungszentrums, wir feiern mit diesem Jubiläum auch die innere Einheit“. Zwar werde manchen Orts weiterhin ein Ossi-Wessi-Konflikt gepflegt, der „so dumm wie oft grundlos und meistens falsch“ sei. Denn: „Es muss der Westen wie der Osten begreifen, dass wir ein einheitliches Deutschland sind und Probleme gemeinsam lösen müssen.“ Genau in diesem Sinne habe er von Beginn an seinen engagierten Einsatz für Kienbaum verstanden, sagte Richthofen. „Wir wollten nicht, wie auch heute noch, Ziele des DDR-Sports glorifizieren. Wir wollten diese Einrichtung als ein Zentrum des Leistungssports für die Zukunft erhalten. Wir wussten durchaus, dass in unserem Kienbaum in der Vergangenheit Gutes geleistet, aber auch Problematisches praktiziert worden ist. Wir wollten ein Leistungszentrum, das neue Akzente setzt und eine enge Zusammenarbeit mit den Spitzenverbänden und Landessportbünden pflegt.“
Dieses Wollen, erinnerte sich Richthofen, sei zunächst durchaus nicht gemeinsam gewesen. „Es war ein Kampf gegen viele, die meinten, hier würde eine Tradition des Unsportlichen fortgesetzt. Von wenigen bekamen wir eine nachdrückliche Unterstützung.“ Selbst der Bundesausschuss Leistungssport (BAL) des DSB als höchstes Gremium des Spitzensports in Deutschland wandte sich gegen die Finanzierung Kienbaums, da dieses nur an 80 bis 100 Tagen für den Spitzensport genutzt werde und daher nicht in dessen Zuständigkeit liege. „Dennoch“, so Richthofen, „haben wir es geschafft.“ Trotz eines „unerträglich dampfenden Heizungsturm, der heute allen Umweltschützern das Grauen einjagen würde“, trotz „spartanischer, zum Teil maroder Unterkunftseinrichtungen“, trotz „sparsamer und international nicht vergleichbarer Sporthallen und -plätze“, trotz der „viel beschriebenen und oft fehlgedeuteten Unterdruckkammer, die allein für manchen Politiker und Sportfunktionär einen Grund darstellte, um Kienbaum zu verhindern“.
„Wie geht es weiter? Wie könnte die Sportwelt in einigen Jahren aussehen?“, fragte der Festredner. „Auch der Sport erhält Leben und Kraft durch den Mut zur Zukunft. Fehlt der Mut zur Zukunft, stirbt nicht nur unsere Gemeinschaft, es stirbt auch der Sport.“ Daraus ergebe sich eine Aufforderung zum Handeln. „In unserer Zeit kommt es darauf an, brauchbare Entwürfe für eine zukünftige Sportlandschaft zu entwickeln, die durch stark veränderte ökonomische und ökologische Rahmenbedingen menschenwürdig leben soll. Wir können uns Denken von gestern nicht leisten. In diesem Sinne haben wir ein einzigartiges Leistungszentrum zum Wohle des Spitzen-sports in Deutschland geschaffen.“
(Autor: Klaus Weise)