1.300 Schüler sorgen mächtig für Bewegung
Darmstadt war eine von zehn Stationen der bundesweiten Sportabzeichen-Tour 2010 - die einzige in Hessen.

16.07.2010

Dass „ die Sportstadt mit Herz“ bei der Promotion-Tour kurzfristig einge-sprungen ist, war nicht zu spüren. Der Schnuppertag zielte verstärkt auf Schüler und Firmenmitarbeiter und Migranten-Familien. Darmstadts Sportberater Ralf-Rainer Klatt (Griesheim), im Präsidium des Landessportbundes Hessen (LSBH) zugleich oberster Breitensportler, unterstrich: „Hessen hat bei der Tour bisher immer eine ganz gute Rolle gespielt. Die jeweiligen Städte-Stationen haben immer kreative Ideen eingebracht.“
Über 1.300 Schüler aller Altersklassen von 15 Schulen tummelten sich am Vormittag auf dem Sportgelände im Bürgerpark Nord in Darmstadt. Am Nachmittag, bei den Erwachsenen, herrschten gähnende Leere und Ernüchterung bei den Veranstaltern. Die Firmen zeigten dem Projekt die kalte Schulter. Die Ausnahme bildeten 50 Bereitschaftpolizisten der Polizeischule Lich. Im Einsatz waren rund 180 Helfer, 130 davon Prüfer. Normalerweise arbeiten sie in den 26 Sportabzeichen-Stützpunkten des Sportkreises 33 Darmstadt.
Training ist nötig. Pate Frank Busemann: „Ohne Training kann der Durchschnittsmensch das Abzeichen nicht bestehen.“ Der Zehnkampf-Silbermedaillengewinner von Atlanta 1996 begleitet die Sportabzeichen-Tour 2010 und stand in Darmstadt mit Rat und Hilfestellungen zur Seite. Busemann war umringt von Kindern. Auch Darmstadts Triathlon-Ass Frank Vytrisal (Berufsschullehrer) weiß aus eigener Erfahrung: „Ohne Schwimmen geht nichts, wer nicht schwimmen kann, kann auch kein Sportabzeichen machen.“
Die Veranstalter hatten sich einiges einfallen lassen: Das Sport-Fun-Mobil der Sportjugend Hessen bot Bewegungsspiele an. Ein Quarter-Tramp (Trampolin-Turm) und Multi-Tower-Kletterturm wurden aufgebaut.
Die Tour 2010 steht unter dem Motto „Mach mit - Bleib fit“. Das Augenmerk legen die Veranstalter in diesem Jahr auf Migranten und Berufsschüler. „Wir müssen die Migranten abholen, wo sie sind“, unterstrich Ilse Ridder-Melchers, Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Besonders junge Frauen müssten integriert werden. „Oft sind die Barrieren in den Vereinen zu hoch, sprachlich oder auf der Leistungsebene.“
Patricia Latorre, Leiterin des Interkulturellen Büros in Darmstadt, kennt drei Gebote, um Sportvereine für Migranten attraktiver zu machen: „Erstmal ist es wichtig, sie in Strukturen einzubinden.“ Zum Beispiel könnten Migranten als Übungsleiter oder Trainer eingesetzt werden. Auch ein zielgruppenspezifisches Angebot könne helfen, wie Fahrradkurse für junge Frauen. „Am wichtigsten ist jedoch die Kooperation mit Migranten-Vereinen.“ Die böten zwar auch Sport an, Ziel sei es aber, die Migranten für die Mitgliedschaft in reinen Sportvereinen zu begeistern.
Erstmals gewannen die Veranstalter Berufsschulen für die Teilnahme. Von den sechs Schulen in Darmstadt waren vier dabei.
2009 wurde erneut die Grenze von einer Million abgelegter Sportorden geknackt. Mit 1.004.174 wurden die Zahlen des Rekordjahres 2008 (1.004.341) bestätigt. Insgesamt überprüften letztes Jahr in Deutschland knapp zwei Millionen Bürger ihre persönliche Fitness.