Stichwort: Integration
Drei Fragen an Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
18.11.2005
DSB PRESSE: Der Deutsche Sportbund und die Kirchen in Deutschland stellen sich der zunehmenden Aufgabe der Integration von Zuwanderern in die Gesellschaft. Wo sehen Sie künftig die Schwerpunkte?
KARDINAL LEHMANN:Gerade der Mannschaftssport ist in besonderer Weise geeignet, Integration zu fördern. Hier kommt es auf jeden und jede im Team an. Das sportliche Miteinander steht im Mittelpunkt und verbindet über Nationalitätsgrenzen - und auch über andere Grenzen - hinweg. Wir haben im Bereich der Jugendarbeit eine besondere Chance, denn das Verständnis füreinander zu fördern, das beginnt schon in frühester Zeit. Daneben kann der Sport auch für einen emotionalen Ausgleich sorgen. Wer sich sportlich, fair und im Team „abreagiert“, der braucht keine Schlägerei oder ähnliches, um Emotionen auszuleben. Echte Freude und körperlicher und emotionaler Einsatz gehören zum Sport ebenso wie das Verarbeiten von Niederlagen, das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Trost in der Gruppe.
DSB PRESSE: Gemeinschaftliche Anstrengungen von Kirchen und Sport bei der Integrationsarbeit spielen künftig eine tragende Rolle. Können Sie das an einem Beispiel auf lokaler Ebene konkretisieren?
KARDINAL LEHMANN: Ich denke neben anderen an die kirchlichen Sportvereine der DJK. Alleine im Bistum Mainz sind über 15.000 Mitglieder aktiv, bundesweit sind es 2004 weit über eine halbe Million gewesen. Hier wird vorbildliche Arbeit geleistet und zwar in unterschiedlichen Sportarten und Sparten. Wenn es uns gelingt, das kirchliche Profil dieser Vereine und den sportlichen Aspekt zu verbinden, ohne in die eine oder andere Richtung auf diesem Gebiet eine „Schlagseite“ zu bekommen, dann sind wir auf einem guten Weg.
DSB PRESSE: Was können die Kirchen vom Sport bei der Integrationsarbeit lernen, und was der Sport von den Kirchen?
KARDINAL LEHMANN: Für beide gilt: Es kommt auf ein faires Miteinander an, um Erfolg zu haben. Die Kirche ist von frühester Zeit an Weltkirche, d.h. für sie gibt es eigentlich keine Ausländer. Wir erleben hier, dass wir in bunter Vielfalt und Verschiedenheit miteinander leben, ohne Vereinheitlichung und ohne das je Eigene, vor allem die eigene Tradition und Herkunft, aufzugeben oder zu verleugnen. Der Sport - gerade der Mannschaftssport - zeigt auf seine Weise, dass ein gemeinsames übergeordnetes Ziel Barrieren überwinden lässt.
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