„Sport ist mein Lebenselixier“
Für Kurt Scharmann ist Bewegung genauso wichtig wie Essen und Trinken
05.10.2011
Eigentlich vergeht kaum ein Tag, an dem Kurt Scharmann aus Trippstadt in Rheinland-Pfalz keinen Sport treibt. „Bewegung gehört für mich einfach zum Leben dazu“, sagt der 72-Jährige. Egal ob in der Männer-Sportgruppe, beim Laufen oder als Leichtathletik-Übungsleiter im Turnverein Trippstadt. Kurt Scharmann braucht den Sport.
„Ich bin mit 72 Jahren zwar der Älteste in unserer Sportgruppe, aber ich fühle mich wie 58“, lacht der Pfälzer. „Ich war in meinem ganzen Leben so gut wie niemals krank. Wenn man jeden Tag an der Luft ist und sich bewegt, ist das gut für den Körper“, sagt Kurt Scharmann aus voller Überzeugung. Und diese Einstellung gibt er seit Jahrzehnten auch an Andere weiter – mit Erfolg.
Als schmales Hemd hast du im Turnen keine Chance
Schon als Zehnjähriger entdeckte Kurt Scharmann seine Begeisterung für den Sport. Allerdings waren die Bedingungen in den Nachkriegsjahren schwierig. „1945 gab es ja noch kein aktives Schulsystem und somit auch wenige Sportanlagen in den Dörfern“, erinnert sich Kurt Scharmann. „Weil es an Auswahl fehlte, meldete ich mich beim hiesigen Turnverein Enkenbach an“, sagt er. Allerdings blieben die Erfolge, die ein Junge in dem Alter braucht, aus.
Kurt Scharmann kennt die Gründe. „Im Bodenturnen und am Pferd war ich zwar gut, für Barren oder Reck fehlten mir allerdings die Muskeln. Man kann sagen, ich war ein ziemlich schmales Hemd. Groß und schlaksig, da stimmten die Proportionen einfach nicht. Gucken Sie sich die Turner an, die Erfolgreichen sind eher kleiner und muskulös“, so der 72-Jährige. Und weil ihm diese Kraft fehlte, er aber ein sehr guter Läufer war, entschied sich Kurt Scharmann für die Leichtathletik. Diese Entscheidung brachte die gewünschten Erfolge. „Ich war unter anderem Zweiter bei den Waldlauf-Meisterschaften in Enkenbach-Alsenborn“, erzählt Kurt Scharmann.
Sportabzeichen als Motivationsschub
1956 hörte der damals 17-Jährige erstmals vom Deutschen Sportabzeichen. „Ein Sportabzeichen-Prüfer kam zu uns und stellte uns das Ganze vor. Dann haben wir sofort mit dem Training begonnen. Und schon ein Jahr später, 1957, war ich der erste Jugendliche im Ort, der das Jugendsportabzeichen ablegte“, erinnert sich Kurt Scharmann. „Seither hatte ich den Antrieb, es immer wieder zu schaffen. Mit 45 Jahren habe ich sogar noch die Sportabzeichen-Bedingungen für 18- bis 29-Jährige erfüllt“, sagt Kurt Scharmann und sein Stolz darauf ist nicht zu überhören.
Und dieser persönliche Ehrgeiz infizierte auch Andere, sowohl beruflich als auch privat. „Als 1961 die Einberufung zur Bundeswehr kam, hat der Sport auch dort eine große Rolle gespielt“, erzählt Kurt Scharmann. „Einmal im Jahr gab es einen sogenannten Soldaten-Sportwettkampf. Das Sportabzeichen war dort Bestandteil und die Ergebnisse wurden in die Beurteilung aufgenommen. Das reichte Vielen schon als Motivation“, erzählt er. Für Kurt Scharmann selbst war das Erfüllen der Disziplinen Ehrensache. „Als Kompaniechef wollte und musste ich natürlich mit gutem Beispiel voran gehen.“ Eine Einstellung, die Erfolg brachte: Unter der Leitung von Kommandeur Kurt Scharmann legten damals mehr als 700 von 800 Soldaten das Deutsche Sportabzeichen ab.
Sport ist auch gut für den Kopf
Insgesamt 53 Mal hat Kurt Scharmann bis heute das Deutsche Sportabzeichen abgelegt. Auch seine Ehefrau (25 Sportabzeichen-Wiederholungen) und seine drei erwachsenen Kinder sind seit vielen Jahren eifrig dabei und feierten sogar gemeinsame Erfolge. „Gemeinsam mit unseren damals zwölfjährigen Töchtern nahmen wir 1974 am Familiensporttag der Sportfreunde Dornstadt teil“, erinnert sich Kurt Scharmann. „Und wir belegten damals den ersten Platz – sogar vor der Familie des Sportlehrers unserer Kinder“, erzählt er stolz.
Noch heute gibt der 72-Jährige seine Erfahrungen und seine Begeisterung für den Sport an Jüngere weiter. Für Kurt Scharmann zählen dabei nicht nur Höhen, Weiten und Bestzeiten. „Sport ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für den Kopf. Das Erreichen des Deutschen Sportabzeichens ist besonders für die Kinder ein Ansporn“, sagt er. „Denn sie lernen zu kämpfen und an ihre Grenzen zu gehen – das ist wichtig für das ganze Leben.“