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Prof. Dr. Lorenz Pfeiffer stellt Findbuch des Bundesarchivs zum NOK der DDR vor

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

16.11.2005

Das Bundesarchiv hat erstmalig in seiner Reihe „Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs“ mit dem Band 107 „Nationales Olympisches Komitee der DDR“ ein Findbuch über Bestände einer nationalen Sportorganisation herausgegeben. Dieser Sachverhalt ist insofern von besonderer Bedeutung, da durch die Bestandsaufnahme und ihre Veröffentlichung der Stellenwert von Sportorganisationen in unserem gesellschaftlichen und politischen System für die historische Forschung dokumentiert und herausgestellt wird.

 

Voraussetzung für die Bestandsaufnahme und die Publikation war, dass die Bestände des NOK der DDR überhaupt dem Bundesarchiv als dem zuständigen Archiv zur Verfügung gestellt worden sind. Die Archivalien der beiden bundesdeutschen Sportorganisationen – Nationales Olympisches Komitee für Deutschland u nd Deutscher Sportbund – sind bislang leider nur bruchstückhaft zur Aufarbeitung und Dokumentation an das Bundesarchiv übergeben worden. Für die zeithistorische Forschung ist diese neue – hoffentlich nicht einmalige – Entwicklung ein großer Gewinn.

 

Dem eigentlichen Bestandsverzeichnis ist eine kurze „Einleitung“ vorangestellt, in der skizzenhaft ein Aufriss über die Geschichte des NOK der DDR, seine Funktionsträger und Aufgaben gegeben wird. Diese Angaben beziehen sich in erster Linie auf einen lexikalischen Beitrag aus dem Jahre 1994 sowie auf ausgewählte Archivalien. Sie bieten keinerlei weiterführende Hinweise – etwa zur Stellung des NOK der DDR im Sport- und Herrschaftssystem der DDR – und bleiben letztlich hinter dem gegenwärtigen Kenntnisstand zurück, zumal auch die „Hinweise auf einschlägige Literatur“ keineswegs den neuen Forschungsstand zur Geschichte des Sports in der DDR repräsentieren.

 

Der Kernbestand der überlieferten Materialien bezieht sich auf die Jahre 1950-1990. Einige Akten reichen zurück bis in das Jahr 1947, und einige knüpfen an die Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und Berlin an. Die Bestände wurden insgesamt sechs großen Gruppen zugeordnet: 1. Aufgaben, Arbeitsweise und Personal, 2. Olympische Spiele, 3. Beziehungen zum Internationalen Olympischen Komitee, 4. Beziehungen zum Nationalen Olympischen Komitee der Bundesrepublik Deutschland, 5. Beziehungen zu Nationalen Olympischen Komitees anderer Staaten, 6. Beziehungen zu weiteren internationalen Organisationen.

 

In den einzelnen Klassifizierungsgruppen sind die Bestände nach Laufzeit der Akten bzw. Bandfolgen sortiert und aufgeführt. Kurze Erläuterungen – „enthält u.a.“ – geben erste Hinweise, was der Benutzer in den jeweiligen Ordnern erwarten kann. Darüber hinaus ermöglichen ein Sach-, geografischer und Personenindex dem Nutzer einen sehr detaillierten Zugang zu den erfassten Beständen. Es ist zu wünschen, dass in Zukunft auch Bestände weiterer bundesdeutscher Sportorganisationen dem Bundesarchiv übergeben und auf diese Weise der zeithistorischen Forschung zugänglich gemacht werden.

 

Fengler, C. (Bearb.): Nationales Olympisches Komitee der DDR. Bestand 510 (Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs, Band 107). Koblenz 2005, 153 Seiten, 11,80 Euro.

 

Prof. Dr. Lorenz Pfeiffer

 

 

Der sportinformationsdienst veröffentlichte am 15.11. folgenden Text zur Publikation des Findbuchs:

 

Weber: `Großes öffentliches Interesse´

Bundesarchiv legt `Findbuch´ über DDR-NOK vor =

 

Berlin/Koblenz (sid) Das Bundesarchiv Koblenz hat sich in seiner Reihe `Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs´ erstmalig dem Sport zugewandt und mit Band 107 eine Übersicht über die Archivbestände des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) der DDR herausgegeben.

Mit dem Erscheinen des Findbuches findet die Aufarbeitung und Katalogisierung der rund 55 laufenden Meter Aktenbestände des NOK der DDR seinen vorläufigen Abschluss. Das in der Rekordzeit von nur zwei Jahren aufbereitete historische Material steht in der Außenstelle des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde zur allgemeinen Benutzung zur Verfügung.

Der Kernbestand der überlieferten Materialien bezieht sich auf die Jahre 1950 bis 1990. Einige Akten reichen zurück bis in das Jahr 1947, ein Teil der Bestände knüpft an die Zeit der Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen (Winter) und Berlin (Sommer) an.

Das Findbuch wird ebenfalls Online publiziert, wie Professor Hartmut Weber, der Präsident des Bundesarchivs, mitteilte: `Bei bedeutenden Archiv-Beständen entscheiden wir uns üblicherweise für beide Varianten, einen gedruckten Katalog in einer Auflage von einigen hundert Exemplaren und den Katalog im Internet.´

Die schnelle und bevorzugte Behandlung der Akten aus dem DDR-Sport erklärte Weber mit dem `großen öffentlichen Interesse an diesen Beständen´, die vor allem die internationale Zusammenarbeit des DDR-Sports sowie seine Auftritte bei Olympischen Spielen dokumentieren. Die Archivalien sind Eigentum des NOK von Deutschland, wurden dem Bundesarchiv jedoch zur Aufbereitung als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

In Berlin-Lichterfelde lagern neben den NOK-Akten auch noch Bestände des ehemaligen Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport sowie die erhaltenen Unterlagen des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) der DDR.

 

Das Bundesarchiv im Internet

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